Schweiz Aktuell am Gotthard vom 17. Juli 2016 mit Katharina Locher und Kilian T. Elsasser

Schhweiz Aktuell am Gotthard vom 17. Juli 2016 mit Katharina Locher und Kilian T. Elsasser. Foto: Arndt Schafter.

Schweiz Aktuell am Gotthard 2016

"Statt eines weiteren Dokumentarfilms über das Gotthardmassiv geht SRF einen ungewöhnlichen Weg. Der Sender schickt fünf Kandidaten auf eine dreiwöchige Reportage-Reise über den Berg. Der Clou: Sie tun es ihren Vorfahren aus vergangenen Epochen gleich und bezwingen den Alpenpass so, wie es in den letzten Jahrhunderten üblich war. Erlaubt sind nur historische Transportmittel. In der ersten Folge schlüpften die Freiwilligen in die Rollen von wandernden Säumern. Präsentiert wird die Sendung von Moderatorin Katharina Locher. An ihrer Seite: Historiker Kilian T. Elsasser, der das dreiwöchige Projekt «Schweiz aktuell am Gotthard» begleitet und immer wieder Hintergründe zu den jeweiligen Transportmitteln und über den bis heute lebendigen Mythos Gotthard erläutert. Mit der Sendung will SRF eindrucksvoll zeigen, wie sich die Mobilität am Gotthard über die Jahrhunderte verändert hat - vom Maultier und der Postkutsche über Dampflokomotive und Velo bis zum Schnellzug durch den Basistunnel." («Schweiz aktuell am Gotthard»: Eine beschwerliche Reise über den Berg. www.bluewin.ch vom 17. Juli 2016)

Göschenen mit Saumpfadbrücke um 1820 (James P. Cockburn; ZHB Luzern)

Im Schnitt transportierten drei Saumtiere pro Tag jährlich 100 bis 200 Tonnen Güter über den Gotthard. Der viel weniger hohe Brennerpass war die bevorzugte Reiseroute der deutschen Kaiser und der Kaufleute. Dort wurden jährlich mehr als 1200 Tonnen Güter über die Alpen transportiert.

Bahnhof Göschenen um 1890, Foto Aschwanden Slg. Verkehrshaus

Zwischen 1820 und 1830 bauten die Kantone Uri und Tessin eine durchgehende Strasse über den Gotthard, die mit Kutschen und Fuhrwerken befahren werden konnte. Der Verkehr zog stark an. Das jährliche Transportvolumen vergrösserte sich von den rund 200 Tonnen  auf dem Saumpfad auf über 30000 Tonnen. Die Säumer verloren ihre Arbeit. Jeder konnte nun Güter und Personen mit Fuhrwerk und Kutsche transportieren. Ab 1842 verkehrte in beiden Richtungen im Sommer täglich eine Postkutsche für zehn Personen über den Gotthard. Eine Reise von Basel nach Mailand dauerte 49 Stunden.

Reiseführer "The World's most picturesque Route" von Catlin um 1900 (Foto Kilian T. Elsasser)

Bis zum ersten Weltkrieg war die Gotthardbahn die wichtigste Tourismusattraktion der Schweiz. Ein Drittel aller Touristen, die in die Schweiz kamen, befuhren die Gotthardbahn von Luzern in das Tessin. Die Gotthardbahn-Gesellschaft realisierte Reiseführer und Plakate, die sie vor allem im Ausland verteilen liess.


Gotthard Express in Göschenen vor 1920. Foto Verkehrshaus

Mit dem Bau der Gotthardbahn 1872-1882 wurde der Gotthard zur wichtigsten Alpentransversale. Güter wurden von Norden nach Süden vom Ruhrgebiet in die Lombardei oder umgekehrt transportiert. Zwischen der Eröffnung der Bahnlinie bis zum ersten Weltkrieg war die Gotthardbahn die wichtigste Tourismusattraktion der Schweiz. Die Fahrt auf dem Weltwunder der Technik durch die wilden Alpen nach Süden wollten die ausländischen Touristen unbedingt erfahren.


Eröffnungsfeier Gotthardstrassentunnel mit Bundesrat Hürlimann 1980 (ETH-Bildarchiv aus Drei Weltrekorde am Gotthard)

Die Eröffnung der Gotthardautobahn 1980 hatte eine einschneidende Wirkung auf die Eisenbahn. Die Frachtraten kamen unter Druck. Die SBB begann dauerhaft rote Zahlen zu schreiben.